Bei der Wahl der Flaschen trennen sich die Geister. Die Einen schwören auf Aluminum, die Anderen sind Stahl-Anhänger. Nachfolgend sollen ein paar Anregungen für die vermeintlich richtige Wahl des Flaschentyps aufgezählt werden. Allerdings ohne Anspruch auf vollständige Berücksichtigung aller möglichen Situationen und individuellen Bedürfnissen. Allerdings sollte es genügend Futter und Informationen bieten für eine selbstbestimmte Wahl.
Grundsätzlich gehen wir von Tauchgängen in Kaltgewässern in heimischen Gefilden aus. Ob es der Bodensee, Hemmoor oder der Thunersee ist – hier sind redundante Systeme nötig. So ergibt sich von alleine die Notwendigkeit mit zwei Flaschen ins Wasser zu gehen. Wohingegen Tauchen im Warmwasser (u.a. Ägypten, Malediven) sicher auch mit Monoflasche getaucht werden kann.
Des Weiteren soll und darf eine Betrachtung zwei Dinge unterscheiden: Die Flaschentypen an Land und das Verhalten im Wasser. Da es von beiden Typen ausreichend unterschiedliche Größen am Markt erhältlich sind soll dieses Kriterium keine besondere Gewichtung erhalten. Keine gewichtige Berücksichtigung findet die Wahl des mitgeführten Gases. Trimix-Gemische mit hohem Heliumanteil geben Aluminiumflaschen wesentlich früher und schneller einen positiven Auftrieb. Für den normalen Sporttaucher und Einsteiger sicher noch ein zu vernachlässigendes Kriterium. Keine Berücksichtigung findet der Unterschied zwischen 200bar/300bar Flaschen – verglichen wird auf Basis 200bar Basis.
Ersteres ist recht schnell verglichen. Aufgrund der geringeren Dichte von Aluminium müssen Alu-Flaschen dickwandiger sein gegenüber Stahlflaschen. Dies bedeutet mehr Material für eine vergleichbare Druckstabilität. Die Folge: Eine 80cuft (11,1L) Aluflasche wiegt an Land meist mehr wie eine 12L Stahlflasche. Folglich haben Alu-Flaschen an Land hinsichtlich Transportgewicht sicher kein Vorteil.
Im Wasser allerdings zeigen sich die Unterschiede deutlich. Die geringere Dichte von Aluminium und der notwendige dickwandigere Flaschenaufbau sorgen für ein wesentlich stärker ausgeprägtes Auftriebsverhalten. Je nach Alu-Güte oder Hersteller (u.a. Luxfer, MES) sind weitere unterschiedliche Verhaltensmuster erkennbar. In der Regel haben Alu-Flaschen einen recht kleinen negativen Auftrieb. Mit abnehmender Gasmenge werden die Flaschen neutral. Ab einem Flaschendruck von ca. 110 bar und weniger beginnen die Flaschen einen positiven Auftrieb zu entwickeln.
Der geringe negative Auftrieb sowie das neutrale Verhalten der Flaschen im Wasser macht das Handling sehr angenehm. Nicht nur das An- und Ablegen im Wasser ist auch für das vermeintlich stärkere Geschlecht ein Vorteil. Auch das Handling unter Wasser. In einer Open Water Situation wird es sicher selten zur Notwendigkeit werden, die Flaschen vor den Körper zu führen. Ausgenommen sind Spezial-Tauchgänge an Wracks (Penetration) – seien es Boots-/Auto- oder Flugzeugwracks. Aufgrund des geringen negativen Auftriebs ist hier ein Vorhalten der Flaschen sehr einfach zu gestalten. Zudem schätzen viele Taucher das Gefühl wie auf einem Teppich oder Luftkissen durchs Wasser zu gleiten – scheinbar schwerelos.
Im Ergebnis bedeutet das, dass Aluminiumflaschen nicht als Bleiersatz verwendet werden können. Im Sinne des „balanced rig“ ist der Taucher selber eher etwas überbleibt, damit ein Sicherheitsstopp in geringer Tiefe mit fast leeren Flaschen noch immer sicher und entspannt durchgeführt werden kann.
Aufgrund der höheren Dichte von Stahl ist diesr Flaschentypen im Wasser meist mit stärker ausgeprägten negativen Auftrieb versehen. Was sich eigentlich jeder Sidemounter wünscht. Mit Abnahme des Flaschendrucks reduziert sich zwar der negative Auftrieb, allerdings bleibt dieser noch deutlich bestehen. Hier sind die Hersteller und die Güte des Stahls maßgebend.
Dies hat zur Folge, dass ein Handling unter Wasser gegenüber den Aluminiumflaschen wesentlich aufwändiger und kräftezehrender ist. Jedoch im Freiwasser hat dies keine große Relevanz. Anders sieht es in einer Overhead-Enviroment (Höhle) aus. Hier sind andere Qualitäten und Überlegungen nötig.
Durch das höhere spezifische Gewicht ergibt sich, dass der Taucher selber weniger Blei am Körper mitführen muss, um die vergleichbare Sicherheit gegenüber von Alu-Flaschen zu haben. Die Stahlflaschen werden also zu einem Teil des Gewichtsystems. Ein Ablegen oder Abwerfen der Flasche(n) in einem konstruierten Fall wäre sicher keine gute Idee.
Inzwischen hat sich die Marke „Faber“ im Sidemount Bereich einen guten Namen gemacht. Mit dem etwas leichteren Gewicht und dem besonders reinen Stahl neigt dieser 12L-Typ bei abnehmenden Flaschendruck zu einem neutralen Verhalten im Wasser. Was sich eigentlich jeder Sidemounter wünscht.
Letztlich kommt es auf das Gesamtpaket an: Warm-/Kaltwasser, Nass- oder Trockentauchen, Tief- oder Flachwassertauchgang, Pressluft oder Mischgastauchen. Ein eindeutiges, klares Statement ist nicht möglich. Hier empfiehlt sich die Hinzunahme eines erfahrenen Sidemount-Tauchlehrers oder aktiven Sidemount Tauchers.
Linke Sidemount Flasche
Rechte Sidemount Flasche